Kennen Sie die Kunsthalle im Löwenbräu-Areal Zürich? White Cube nennt sich das Ausstellungs-Konzept, Kunst in weissen Räumen zu präsentieren.
Manchmal dünkt es mich, dass wir Nordwestler uns in einem einzigen White Cube befinden. Die überbelichteten glückseligkeitsweissen Werbespots, der übertrumpfendweisse Cayenne, die gähnendweissen Grossraumbüros, der autoritätsweisse Arztkittel, der meisterproperweisse Marmorboden, die knitterfreiweisse Bluse.
Was weiss ich.
Alles picobello. Alles sauber und transparent.
Alles unterkühlt und isoliert?
In den Hallen der Kunsthalle lässt sich jedenfalls die Wirkung von Titanweiss fast körperlich spüren. Machen Sie den Test! Die Farbexpertin Kathrin Trautwein (KTcolor) formuliert es treffend:
„Weisse Wände bieten den Dingen keinen Halt. In weissen Räumen fühlt man sich verlorener und anonymer als in welchen mit naturbezogener Farbwelt. […] Viele Harmoniedefinitionen gehen davon aus, dass Farben, die in sich komplementär sind, dialogfähiger sind. Das ist das Geheimnis des Wiesenblumenstrausses: Da passt alles zusammen, weil man beispielsweise kein reines, knalliges Rosa hat, sondern ein durchwachsenes, das von Moosgrün bis Rot alles in sich verbindet.“
In meiner Ausbildung zur Farbgestalterin habe ich mich intensiv mit dem Thema Farbe auseinandergesetzt; immer auf der Suche nach diesem „innersten Wesen der Farbe“. Auf den Farbtafeln (rechts) habe ich die für mich wichtigsten Qualitäten der erweiterten Grundfarben zusammengetragen.
Es sind dies subjektive Wahrnehmungen, Assoziationen und Tagträume.
Welche Farbe macht Mut?
Welche Farbe ist leicht?
Welche Farbe hat die Kindheit?